Globacrisis/globalchange NEWS
19.02.2018
Teil I von Stephan Best
Guten Tag an die Listen.
Die gegenwärtige Lage in und um Syrien gerät besonders seit dem Übergreifen türkischer Kampfverbände auf syrisches Territorium immer unübersichtlicher. Immer wieder bieten an Stelle von Agentur gestützten Nachrichten die Analysen und Einordnungen von Reportagen von Menschen, die sich vor Ort ein differenzierteres Bild der Lage verschaffen, Einblicke in deren Hintergrundwissen.
Unsere Redaktion wählt für diesen Rundbrief für die deutschen Listen statt umfänglicher Dokumentenanhänge eine Übersicht von weiter führenden Artikeln.
17.02.2018Schwerpunkt Junge Welt
»Stabilisierung« à la USA
Washington braucht Krieg in Syrien, um den Mittleren Osten »neu zu ordnen«. Türkei, Iran und Russland sind Gegenspieler
Von Karin LEUKEFELD
Die Türkei verfolgt mit ihrem neoosmanischen Kurs das Ziel, in der Region an Einfluss mit Iran und Saudi-Arabien zumindest gleichzuziehen. Die NATO wiederum will verhindern, dass ihr Mitglied Türkei zur regionalen Großmacht aufsteigt. Sie nutzt kurdische Ambitionen nicht nur als Bollwerk gegen ein Bündnis zwischen Beirut, Damaskus, Bagdad und Teheran, sondern auch, um Ankara in Schach zu halten. Deswegen hat sich die Türkei Russland zugewendet und den Astana-Vereinbarungen für Syrien zugestimmt. Ein Krieg gegen die Kurden ist darin nicht vorgesehen.
Die türkische Wirtschaft und ehemalige Militärs fordern, dass Ankara auf Damaskus zugehen und zulassen soll, dass Syrien wieder die Kontrolle der Grenzen übernimmt. Russland und der Iran würden das unterstützen, die USA, Israel und die EU nicht. (…)
Quelle: https://www.jungewelt.de/m/artikel/327428.stabilisierung-%C3%A0-la-usa.html
Leukefeld hat einen dem jW-Artikel teilweise identischen, teilweise anders akzentuierten Artikel bei Rubikon veröffentlicht:
Samstag, 17. Februar 2018
Kampf um die Levante
Eskaliert der Krieg in Syrien?
von Karin Leukefeld
Das NATO-Mitglied Türkei bedroht das NATO-Mitglied USA im Norden Syriens. Die syrische Luftabwehr schießt über syrischem Territorium einen israelischen Kampfjet ab und der UN-Sondervermittler für Syrien, Staffan De Mistura spricht von der „klaren Gefahr“, dass der Krieg in Syrien sich über die Landesgrenzen hin zu einem regionalen Stellvertreterkrieg entwickeln könnte. „In einigen Teilen des Landes“ sei eine militärische Eskalation zu beobachten. In den vier Jahren, die er als UN-Sondervermittler für Syrien tätig sei, habe er „nie einen gefährlicheren Moment erlebt“, so der UN-Diplomat. (…)
Quelle: https://www.rubikon.news/artikel/kampf-um-die-levante
Syrien: Weitere Eskalation durch Angriffe der USA und Israel (Joachim GUILLARD)
Die Hinweise darauf, wie gefährlich die Politik der führenden syrisch-kurdischen Kräfte PYD/YPG ist, zusammen mit den USA den Osten Syriens zu besetzen, haben sich sehr schnell bestätigt.
Die USA haben jetzt aus diesem Gebiet heraus direkt regierungsloyale Kräfte angegriffen und eigenen Angaben zufolge über 100 Gegner getötet. Es sind die ersten US-Angriffe zur Durchsetzung der von YPG und US-Armee Grenze entlang des Euphrats.
Zynischer Weise bezeichnete Washington die Angriffe als einen Akt seines „nicht verhandelbaren Rechts zur Selbstverteidigung“ und als „defensive“ Luftangriffe zur Vergeltung für einen „unprovozierten“ Angriff auf die „Demokratischen Kräfte Syriens“ (SDF) und „ausländische Militärberater“, d.h. Spezialeinheiten der USA (und evtl. Frankreichs u. Großbritanniens). Dabei besteht kein Zweifel, dass die US- und NATO-Truppen absolut illegal im Land sind.
Teil II von Martin Zeis
Am 17.02.2017 veröffentlichte die Plattform zerohedge.com einen Beitrag unter dem Titel „Escalation In Syria – How Far Can The Russians Be Pushed?“ (1), in dem eine gehackte E-Mail des US-Sonderbeauftragten für Syrien, Michael Ratney (2) an Khaled Al-Mahamid (3), Mitglied der Verhandlungsdelegation der syrischen Opposition bei den Genfer Friedensgesprächen zu Syrien, verlinkt ist (4).
(1) https://www.zerohedge.com/news/2018-02-17/escalation-syria-how-far-can-russians-be-pushed
(2) https://www.state.gov/r/pa/ei/biog/200454.htm
(4) https://jasirx.wordpress.com/2018/01/25/u-s-instructions-to-syrian-opposition/
Im Folgenden der Wortlaut der E-Mail (dt. übers. m.z.)
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Re: Vienna talks
Michael Ratney RatneyMA@state.gov
Dear Mr. Al-Mahamid,
ich möchte Ihnen die Position der U.S. Regierung bzgl. eines in Sotschi (Russland) stattfindenden Kongresses des syrischen nationalen Dialogs übermitteln.
Das US-Außenministerium beabsichtigt über die UN zu agieren um ein Gegengewicht zu den russischen Initiativen zu bilden. Wir können nicht zulassen, dass ein alternativer Beschluss zum Syrienkonflikt (rechtlich) legitimiert wird. Beachten Sie bitte, dass der Genfer Prozess für uns vordringlich bleibt.
Wir möchten Folgendes unterstreichen:
- Sie sollten weiter darauf bestehen, dass Assad und die ihn unterstützenden Kräfte die Bühne zu verlassen haben.
- Wir glauben, dass sie weiter Bedingungen stellen sollten, die für die Delegation der syrischen Regierung unannehmbar sind.
- Unsere gemeinsame Aufgabe ist es, die diplomatischen Anstrengungen Russlands in/bzgl. Syrien/s und die Gespräche in Sotschi zu blockieren.
Wir fordern Sie auf an alle anderen oppositionellen syrischen Delegationen in Wien einen nachdrücklichen Appell zu richten, ihre Reise nach Russland abzusagen.
Best regards,
Michael Ratney
Special Envoy for Syria
—–
Im o.a. Beitrag auf zerohedge kommt der Autor zum Schluss, dass das US-Imperium sich dafür entschieden hat, eine partielle „Rückeroberung“ Syriens zu versuchen, zumindest aber die russische Seite einen möglichst hohen Preis für ihre Rolle im Syrienkonflikt zahlen zu lassen. D.h. unter anderem:
„ (…)
- Eine de-facto Teilung Syriens vornehmen, indem das östlich des Euphrat gelegene syrische Territorium okkupiert wird;
- Diebstahl/Erbeutung der Erdgasvorkommen in Nordwest-Syrien;
- Die Konfiguration eines Bereitstellungsraums, vom dem aus Operationen kurdischer Kräfte, „guter“ und „böser“ Terroristen geplant und ausgeführt werden können;
- Die Sabotage sämtlicher, von Russland unterstützter Friedensgespräche/-Verhandlungen;
- Die Unterstützung israelischer Operationen gegen iranische Kräfte und die Hisbollah im Libanon und in Syrien;
- Regelmäßige Angriffe gegen die syrischen Streitkräfte, die versuchen, ihr Land von ausländischen Invasoren zu befreien;
- Die Invasion und (Teil-)-Okkupation Syriens als einen der „Erfolge“ zu präsentieren, die von Trump gegenüber dem Militärisch-Industriellen-Komplex und der israelischen Lobby (in den U.S.) versprochen wurde.“
vgl. Conclusions in: https://www.zerohedge.com/news/2018-02-17/escalation-syria-how-far-can-russians-be-pushed
Anm. m.z.: Eine übergreifende Betrachtung der neu justierten US-Außen-/Geopolitik findet sich u.a. in einem Beitrag von Finian Cunningham: The US is Executing a Global War Plan; URL: www.strategic-culture.org/news/2018/02/18/us-is-executing-global-war-plan.html
Teil III von Elke Schenk
Guten Tag,
eine Behauptung, die in unseren Medien immer wieder wiederholt wird, ist, die syrische Regierung setze Giftgas gegen das eigene Volk ein. Als Gewährsleute dafür werden u. a. die Weißhelme, syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London oder Bellingcat angeführt, – alles von westlichen Geldern gegründete oder finanzierte Gruppen, die den militärischen Rebellengruppen im Krieg gegen den syrischen Staat nahe stehen, teilweise mit Verbindung zu Islamisten.
Den Vorwurf wiederholte auf der jetzigen „Münchner Sicherheitskkonferenz“ Trumps Sicherheitsberater McMaster: „Fotos zeigen ganz klar, dass Assad weiter Chemiewaffen einsetzt“.
Newsweek berichtet von einer Pressekonferenz mit US-Verteidigungsminister James Mattis, in der dieser zum Giftgaseinsatz befragt wurde. Seine Antwort:
Jim Mattis: Nein, ich habe keinen Beweis, nicht speziell. Ich habe keine Beweise dafür. Was ich sage ist, dass andere Gruppen im Feld, NGOs, Kämpfer auf dem Boden gesagt haben, dass Sarin verwendet wurde. Wir sind daher auf der Suche nach Beweisen. Ich habe keine Beweise, glaubwürdige oder unglaubwürdige.
Der Artikel von Thierry Meyssan (s.u.) zum Thema sowie der Originalartikel aus Newsweek, auf den sich Meyssan bezieht.
Raed Al Saleh, Chef der Weißhelme, Sitz in Gaziantep, ist im übrigen Teilnehmer der diesjährigen „Münchner Sicherheitskonferenz“. Die 26-seitige Liste ist abrufbar unter https://www.securityconference.de/fileadmin/MSC_/2018/Dokumente/MSC2018_ListParticipants.pdf
In der Einführung heißt es:
Von Freitag bis Sonntag kommen mehr als 30 Staats- und Regierungschefs und über 100 Minister aus aller Welt zur Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) zusammen, um über aktuelle Herausforderungen in der internationalen Sicherheitspolitik zu diskutieren.
Verschwiegen wird dabei die hohe Zahl an Vertretern von Konzernen und transatlantischen, neokonservativen Think tanks.
Viele Grüße
Elke Schenk
Jim Mattis widerlegt die „Fake News“ von Israel und der NATO
von Thierry Meyssan Voltaire Netzwerk | Damaskus (Syrien) | 14. Februar 2018
Seit Jahren versichert die atlantische Presse: der Präsident Bachar Al-Assad würde chemische Waffen gegen sein eigenes Volk verwenden. Jetzt aber handelt es sich, laut dem US-Verteidigungsminister, General Jim Mattis, um eine fake news. Wie Saddam Husseins chemische Waffen ist diese Geschichte, die die Zeitungsspalten seit fünf Jahren füllt, reine Kriegspropaganda. (…)
http://www.voltairenet.org/article199716.html
Ciao Stephan Best