globalcrisis/globalchange NEWS
Martin Zeis, 16.09.2016
Eine späte Genugtuung für den israelischen Nukleartechniker Mordechai VANUNU, der die internationele Öffentlichkeit 1986 darüber informierte, dass Israel (im Geheimen) Atommacht geworden war. Vanunu wurde am 30.09.1986, sechs Tage vor Veröffentlichung seiner Unterlagen in der Londoner Sunday Times, von der israelischen Agentin Cheryl Ben Tov nach Rom gelockt, dort vom MOSSAD entführt, nach Israel verchleppt und wegen Landesverrats und Spionage am 24.03.1988 zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er rund 11 Jahre in Isolationshaft im Schikma-Gefängnis in Aschkelon absaß.
Auf dem Hintergrund der folgend dokumentierten Powell-Mail erhält der Jonit Comprehensive Plan of Action (sog. Iran Deal), der am 14.07.2015 in Wien zwischen dem Iran und China, Frankreich, Russland, Großbritannien, USA, Deutschland + EU abgeschlossen wurde, eine neue friedenspolitische Brisanz.
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„Alle auf Teheran gerichtet“
Powell: Israel hat 200 Atomsprengköpfe
Offiziell gibt es in Israel kein Atomwaffenprogramm. Der ehemalige Außenminister der USA, Colin Powell, spricht in nun von Hackern veröffentlichten Mails über israelische Atomwaffen. Das ist in doppelter Hinsicht erstaunlich.
Der ehemalige Sicherheitsberater und Außenminister der USA, Colin Powell, behauptet, Israel verfüge über 200 Atomwaffen. Das schrieb er im Jahr 2015 in einer E-Mail* an den Spender der Demokratischen Partei, Jeffrey Leeds. Hacker hatten zahlreiche E-Mails Powells abgefangen und veröffentlicht. Powell hat die Echtheit des Leaks bereits eingeräumt.
* E-Mail from Powell to Jeffrey Leeds, Sent: Tuesday, March 03, 2015 „… Negotiators can’t get what he wants. Anyway, Iranians can’t use one if they finally make one. The boys in Tehran know Israel has 200, all targeted on Tehran, and we have thousands. As Akmdinijad (sp) „What would we do with one, polish it?“ I have spoken publicly about both nK and Iran. We’ll blow up the only thing they care about – – regime survival. Where, how would they even test one?“
Powell schreibt in der E-Mail weiter, dass er daran zweifle, dass der Iran – selbst wenn er in den Besitz kommen könnte – Atomwaffen einsetzen würde, denn „die Jungs in Teheran wissen, dass Israel 200 hat, alle auf Teheran gerichtet und wir haben Tausende“, schrieb er an Leeds. Die Korrespondenz ist datiert auf den 3. März 2015. Kurz zuvor hatte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu eine Rede vor dem US-Kongress gehalten und vor dem Zustandekommen eines Atom-Deals mit dem Iran und der daraus resultierenden möglichen Gefahr für Israel gewarnt.
Die Behauptung eines hochrangigen US-Politikers, Israel habe Atomwaffen, ist bemerkenswert. Israel streitet seit Jahrzehnten konsequent die Existenz eines Atomwaffenprogramms ab. 1985 machte der israelische Nukleartechniker Mordechai Vanunu öffentlich, dass Israel Atomwaffen baue und veröffentlichte Details zum Kernforschungszentrum Negev. Auch ist die Zahl von 200 Sprengköpfen, die Powell nennt, bedeutsam. Auch wenn Israel bis heute nicht offiziell zum Kreis der Atommächte gerechnet wird, gingen Experten bisher meistens von weniger als 200 israelischen Sprengköpfen aus. Vanunu wurde für seine Behauptungen wegen Landesverrats zu 18 Jahren Haft verurteilt, behauptete nach seiner Entlassung jedoch erneut, Israel baue auch Wasserstoff- und Neutronenbomben.
Netanjahu wählte damals drastische Worte vor dem US-Kongress um die USA doch noch davon abzuhalten, sich auf den Deal mit Teheran einzulassen. Powell zeigt in seinen E-Mails teilweise Verständnis für Netanjahus Sorge. Denn falls es der Iran tatsächlich darauf abgesehen hätte, eine Atombombe zu bauen, dann würde es aufgrund des übermächtigen Arsenals Israels eben nicht nur bei einer Bombe bleiben. Dann zitiert er den ehemaligen iranischen Staatschef Ahmadinedschad mit den Worten: „Was sollen wir denn mit einer? Sie polieren?“
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